Das sagen unsere Patientinnen und Patienten
Die Pflege war während des ganzen Aufenthalts vorbildlich! Sie waren immer freundlich und verständnisvoll, auch wenn ab und zu Kritik kam, da die Pflege ja die Schnittstelle von fast allen Anliegen ist. Danke, dass ihr meinen Aufenthalt hier so angenehm gestaltet habt.
Patient S.T., B3, 2023
Die Diagnostik ist ein eingespieltes Team und sehr effizient. Da sitzt jeder Handgriff.
Patient, R.L., A2, 2023
Besonders hervorheben möchte ich die Küche; da wird mit viel Engagement und Liebe gekocht. Das war grandios.
Patient M.H., A2, 2024
Ich habe viel gelernt und fühlte mich sehr wohl in der Klinik!
Patientin R.Z, A1, 2023
Der Standort ist einmalig.
Patient W.W., A2, 2024

Moses Kravec

Moses Kravec wurde am 21. Mai 1931 in Litauen geboren. Da die Nazis ab 1941 auch Litauen besetzten und dort ebenfalls die Ziele der Judenvernichtung vorantrieben, wurden auch in Litauen Konzentrationslager und Ghettos errichtet.

Moses wurde mit seiner Familie in das Ghetto von Kowno (Kaunas) getrieben. Dort lebte er mit seinen Eltern und seinem drei Jahre älteren Bruder Zalman. Sein Bruder war während dieser Zeit Teil einer Untergrund-Organisation, die sich «Bnei Zion» nannte. Diese hatte im Haus, in welchem Moses mit seiner Familie wohnte, ein unterirdisches Versteck angelegt. In diesem blieb der Bruder mit seinen Freunden zurück, als die Familie das Ghetto verlassen musste. Moses wollte auch zurückbleiben, aber seine Mutter erlaubt es ihm nicht, da er noch zu jung war.

Danach wurde Moses mit seinen Eltern zunächst ins Konzentrationslager Landsberg in Bayern überführt, später kam er nach Dachau und Auschwitz. Nach seinem Aufenthalt in den Lagern Dachau und Auschwitz wurde Moses im Zuge der sogenannten Todesmärsche nach Buchenwald getrieben, wo er schliesslich von den alliierten Truppen im April 1945 befreit werden konnte. Er gehörte zu denjenigen Überlebenden, die im Juni 1945 als «Buchenwaldgruppe» in die Schweiz einreisen durften.

Bei seiner Ankunft in der Schweiz wog er gerade mal 28 Kilogramm. Wie Moses selber sagte, habe er in den ersten fünf bis sechs Wochen um die zwei Kilogramm pro Woche zugenommen.

Moses sagte in seinem Interview, dass er «Glück gehabt» habe, dass bei ihm nach seiner Ankunft in der Schweiz Tuberkulose festgestellt wurde. Dies habe es ihm ermöglicht, in der Klinik Barmelweid aufgenommen zu werden. Es sei der schönste Ort gewesen, den er bisher in seinem Leben gesehen habe.

Dort habe er alles gehabt, ausser Liebe. Sie seien gut behandelt worden, aber es habe eine gewisse Fremdheit geherrscht. In der Klinik seien sie im «neuen Gebäude», der Kinderklinik, einquartiert worden. Dort habe er zusammen mit Leon Geminder im 1. Obergeschoss gewohnt. Die beiden Jungs baten den VSJF (Verband Schweizerisch Jüdischer Fürsorgen), ihnen hebräische und deutsche Bücher zu schicken, da sie sich weiterbilden wollten. Ebenfalls fragten sie nach wärmeren Hemden und Winterschuhen, da sich abzeichnete, dass sie über den Winter auf der Barmelweid bleiben mussten.

Anfang Februar 1946 musste Moses schliesslich die Barmelweid verlassen und wurde ins Heim Felsenegg auf dem Zugerberg verschoben. Dort wollte er im Institut Montana die erste Gymnasialklasse besuchen und wurde nach dem Bestehen einer Aufnahmeprüfung von der Schulleiterin Dr. Buch aufgenommen. Das Schulgeld von 50 Franken pro Monat sollte dem IRK (Internationale Rotes Kreuz) in Rechnung gestellt werden. Dieses lehnt jedoch ab. Einerseits aus Kostengründen und andererseits mit der Begründung, dass Moses sowieso in eins bis zwei Jahren nach Palästina auswandern müsse, wo er dann eine Ausbildung machen könne. Denn die aufgenommenen Buchenwaldüberlebenden durften ja, wie vom Bund festgelegt, nur eine gewisse Zeit in der Schweiz bleiben.

Dennoch hat Moses die Schule im Institut Montana begonnen. Er sei dann mit viel jüngeren Kindern in eine Klasse gekommen. In der Schule habe er sich unsichtbar und sehr einsam gefühlt, und habe daher nach sehr kurzer Zeit wieder abgebrochen, um wieder mit den anderen Überlebenden zusammen zu sein, auch tagsüber.

Auf dem Zugerberg habe es dann sechs Bewilligungen zur Überfahrt nach Palästina gegeben, man habe entscheiden müssen, wer von den Jugendlichen diese erhalten sollten. Man habe entschieden, dass die sechs Jüngsten fahren dürfen. Er sei unter diesen gewesen.

Am 15. Juni 1946 war Moses Kravec als staatenloser junger Mann aus der Schweiz ausgereist.  Mit dem Bus ging es zuerst nach Marseille und von dort aus schliesslich mit dem Schiff nach Palästina.

Nach der Befreiung erkundigte sich Moses unter anderem beim IKRK nach seinen Angehörigen und erfuhr, dass seine Mutter als einzige noch lebte. Sie war nach dem Krieg nach Kowno/Kaunas zurückgekehrt. Bis 1955 seien sie in Briefkontakt gewesen, danach sei sie auch nach Palästina nachgereist. Sein Vater ist am 6. November 1944 im Konzentrationslager in Landsberg gestorben.

Nach der Ankunft in Palästina machte er in Safed eine Ausbildung im Bereich Administration.

Als dann 1948 – ein Tag nach der Gründung des israelischen Staates – der Unabhängigkeitskrieg ausbrach, wurde er in die Armee rekrutiert, obwohl er mit 16 Jahren eigentlich noch zu jung war. Nachdem er zwei Jahre Soldat gewesen war, arbeitete Moses eine Weile als Veterinär-Assistent. Später konnte er eine Ausbildung im Verwaltungs-Bereich machen und arbeitete dann 30 Jahre lang beim Amt für Landwirtschaft in Akko.

Nach seiner Pensionierung arbeitete er beim israelischen «Ghetto Fighters House Archive». Dieses sammelt und vermittelt Inhalte innerhalb des Themenbereichs des Holocaust. Ein Fokus wird dabei auf die Widerstandsbewegungen in den Ghettos gelegt.

* alle persönlichen Dokumente von M.K. hat er im Archiv «Ghetto Fighters» hinterlegt.