Das sagen unsere Patientinnen und Patienten
Die Pflege war während des ganzen Aufenthalts vorbildlich! Sie waren immer freundlich und verständnisvoll, auch wenn ab und zu Kritik kam, da die Pflege ja die Schnittstelle von fast allen Anliegen ist. Danke, dass ihr meinen Aufenthalt hier so angenehm gestaltet habt.
Patient S.T., B3, 2023
Besonders hervorheben möchte ich die Küche; da wird mit viel Engagement und Liebe gekocht. Das war grandios.
Patient M.H., A2, 2024
Ich habe viel gelernt und fühlte mich sehr wohl in der Klinik!
Patientin R.Z, A1, 2023
Die Diagnostik ist ein eingespieltes Team und sehr effizient. Da sitzt jeder Handgriff.
Patient, R.L., A2, 2023
Der Standort ist einmalig.
Patient W.W., A2, 2024

Abraham Gross

Abraham wurde 1928 in Novitarg (Polen) geboren. Nachdem er ein Jahr lang im Krakauer Ghetto gelebt hatte, wurde er in die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald deportiert.

Nach der Befreiung Buchenwalds am 11. April 1945 kam Abraham mit der sogenannten «Buchenwaldgruppe» in die Schweiz. Hier kam er zuerst in ein Spital in Riggisberg (Kanton Bern). Im Dezember 1945 wurde er dann schliesslich in die Klinik Barmelweid transferiert.

Abraham Gross berichtete in einem Brief (04.01.1946), dass sie insgesamt zu fünft (alles Polen) im zweiten Stock im selben Zimmer der Klinik Barmelweid untergebracht waren. Es gefiel ihnen besser als in Riggisberg, da es im Parterre der Kinderstation eine Schule gab, in welche er gehen konnte.

In einem weiteren Brief äusserte er sich zu den angenehmen Bedingungen, die er auf der Barmelweid vorfand.

«Ich hätte es nie geglaubt,
dass sie für uns so sorgen würden.»

Er schrieb, dass die Luft ausserordentlich gut sei und das Essen reichlich und gut daherkäme. Ebenfalls sei das Kurhaus sehr wohnlich.

In seiner Freizeit verfolge er ab und zu in den Tageszeitungen die Prozesse der Kriegsverbrecher in Deutschland.

«Gegenwärtig verfolge ich in der Tageszeitung die Prozessführung der Kriegsverbrecher in Deutschland- Da bekommt man einen Begriff davon, wie die Henker und Schlächter unter Druck & Zwang gestanden haben als eingeschriebene Nazi. Es ist furchtbar, was nun alles zum Vorschein kommt wo der gemeinste Verbrecher nicht mehr lebt & büssen muss.»

VSJF G.615, S.23/24 (Brief an Herr Gurewicz)

Aus Abrahams Briefverkehr mit dem VSJF (Verband Schweizerischer Jüdischer Fürsorgen) wissen wir nun auch etwas besser, welche materiellen Bedürfnisse die Jungs in der Barmelweid hatten:

«Wenn es Ihnen möglich ist, für uns Zahnpasta und Kämme für die Haare zu besorgen, denn die alten sind uns kaputt gegangen, auch Schreibpapier haben wir nicht! Wir hoffen, dass Sie nicht böse auf uns sein werden, weil wir von Ihnen so viel verlangen, aber wenn es Ihnen nicht möglich ist, so verlangen wir nichts.»

VSJF G.615, S.23 (Brief an Herr Gurewicz)

«P.S. Vielleicht ist es Ihnen möglich, ein Rasierapparat mit Klingen, für uns zu besorgen, denn die Zeit zum Rasieren ist gekommen»

VSJF G.615, S.16

Wie bei den anderen Jugendlichen, die mit der «Buchenwaldgruppe» in die Schweiz kamen, war auch Abrahams Zeit in der Schweiz nur begrenzt. Das Ziel der Behörden war es, dass die Jugendlichen nach gut einem Jahr das Land wieder verliessen. Da Abrahams Reisevorbereitungen jedoch nicht genügend organisiert waren, veranlasste die Polizeiabteilung des eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements, Abraham in einem weiteren Heim unterzubringen. Dies, weil die Finanzierung der Schweizerspende abgelaufen war und nun die Polizeiabteilung für die Kosten aufkommen musste. So kam er am 15.Juli 1946 ins Jugend-Alijah-Heim im Hotel Central in Engelberg.

Von diesem Zeitpunkt an zeigte sich auch vermehrt, dass Abraham selber für Finanzierungen aller Art verantwortlich war. Ein Beispiel aus den Akten zeigt sehr eindrücklich, wie sich Abraham selber organisieren musste:

Die Schweizerische Kreditanstalt in Zürich informierte ihn, dass er von seinem Onkel aus Australien Geld erhielt, welches er für einen zahnärztlichen Eingriff benötigte. Damit er Zugriff auf das Geld hatte, musste er sich zuerst brieflich an die Schweizerische Volksbank in Bern wenden, welche die Auszahlung bewilligen musste. Also schrieb er, woher er das Geld hatte und wozu er das Geld brauchte:

«Der Onkel hat es mir nun darauf geschickt, damit ich mir Zähne machen lassen soll, da ich von Buchenwald ohne Zähne gekommen bin. Denn die Nazi S.S. haben mir im Jahre 1942 noch in Auschwitz alle Zähne ausgebrochen. Denn die haben mit den Fäusten und Kolben ins Gesicht geschlagen.» 1)

Aus dem weiteren Briefverkehr zwischen Abraham und der Polizeiabteilung geht hervor, dass die Behandlung bei einem Zahnarzt in Engelberg durchgeführt werden konnte und 300 Fr. gekostet hatte.

Da das Flüchtlingsheim in Engelberg Ende 1946 aufgelöst werden sollte, wurde versucht, eine Arbeitsstelle für Abraham zu organisieren. Die Firma Arthur Kahn, Fabrik feiner Damentaschen, in Küssnacht am Rigi, erklärte sich bereit, Abraham als Portefeuiller-Volontär einzustellen. 2) Er erhielt einen Stundenlohn von 0.80 Fr. und sollte nach der Anlernzeit als Praktikant oder Hilfsarbeiter weiter beschäftigt werden. Die Bewilligung erhielt er vorläufig für drei Monate. Eine reguläre Berufslehre wurde ausgeschlossen, da nicht mit einer mehrjährigen Lehrzeit gerechnet werden konnte. Wohnhaft war Abraham von dieser Zeit an in Luzern. Nach mehrmaligem Verlängern der Arbeitsbewilligungen für den Betrieb in Küssnacht, wechselte Abraham im November 1948 zur Strumpfwaren AG nach Luzern, wo er eine Arbeitsbewilligung von sechs Monaten erhielt. Die Stelle wurde ihm dann nach sechs Monaten auf den 30. April 1949 gekündigt.

Am vierten Mai 1949 beantragte Abraham dann einen Reiseausweis bei der Fremdenpolizei des Kantons Luzern, da er beabsichtigte, nach Israel auszureisen. Aus dieser Zeit stammt auch das abgebildete Passfoto (unten).

Die Jüdische Flüchtlingshilfe wurde dann am 16. Juni 1949 informiert, dass Abraham Gross am 7. Juni 1949 nach Israel ausgereist war.

1) Brief vom 25.09.1946, Bundesarchiv, E4264#1985/196#64293*, Unterlagen-0000006, Dossier 638376554190442982, S.9-10.

2) Schreiben vom 20. 11.1946, Bundesarchiv, E4264#1985/196#64293*, Unterlagen-0000006, Dossier 638376554190442982, S. 19.